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QigongQigong, in geläufiger deutscher Schreibweise auch Chigong, ist eine chinesische Meditations-, Konzentrations- und Bewegungsform zur Kultivierung von Körper und Geist.

Qigong

Qigong - Yangsheng

Qigong bedeutet „Kultivierung der inneren Energie“. Es steht für ein Tun im religiösen und spirituellen Kontext der Inneren Kampfkünste, aber es steht auch als Sammelbegriff für eine große Vielfalt an meditativer Atem- & Bewegungsübungen. Das Piktogramm „Gong“ verweist auf ein fortwährendes Üben, den Anspruch auf Hingabe und Vervollkommnung. Qigong kennt viele Ziele, wobei vor allem das religiöse und das medizinische Qigong weite Verbreitung gefunden haben.


Kultivieren der Lebenskraft

Der Begriff Yangsheng bedeutet "Pflege des Lebens" und hat eine lange Tradition. Im chinesischen Altertum wurden unter Yangsheng eine Reihe von Methoden zur gesunden Lebensführung zusammengefasst, wie z.B. Ernährung, Kleidung, menschliches Verhalten und körperliche und geistige Übungen. Qigong Yangsheng lässt sich also übersetzen mit "Übungen zur Pflege des Lebens" oder mit "Übungen zur Kultivierung der Lebenskraft".
Diese "Übungen mit der Lebenskraft" bewähren sich in China seit Jahrhunderten in der Prophylaxe und in der Unterstützung und Förderung eines Rehabilitationsprozesses. Seit einigen Jahren erfreuen sie sich auch in Europa immer größerer Bekanntheit und Beliebtheit.
Prof. Jiao Guorui veröffentlichte seit den 50er Jahren zahlreiche Schriften und Lehrwerke in chinesischer Sprache. Viele seiner Werke wurden in westliche Sprachen übersetzt.

Lehrsystem

Das Lehrsystem umfasst zahlreiche Übungsmethoden, die unterschiedliche Übungsaspekte schwerpunktmäßig betonen. Ihr Hauptaspekt ist die gesundheitsfördernde Wirkung und sie stehen in enger Beziehung zur traditionelle chinesische Medizin (TCM). Das Lehrsystem von Prof. Jiao Guorui zeichnet sich durch eine fundierte Theorie, ein umfassend dokumentiertes Lehrmaterial und eine Vielfalt von Methoden aus. Diese sind durch den systemischen Gedanken und die grundlegende Theorie wie mit einem roten Faden miteinander verbunden, unterscheiden sich aber in ihrem Charakter und Ablauf voneinander.

Methoden

Die einzelnen Methoden sind:

Gegenseitige Wirkung

Zur Erläuterung der gegenseitigen Befruchtung und Durchdringung der einzelnen Methoden untereinander folgendes Beispiel:
Das Spiel der 5 Tiere ist berühmt für seine Lebendigkeit, Farbigkeit, Komplexität der Bewegungen, das Ansprechen der ursprünglichen Kräfte und der Emotionen. Die Tier-Übungen werden in der Regel im Gehen ausgeführt.
Die Stehen-wie-ein-Pfahl-Übungen sind im Gegensatz dazu in ihrem Bewegungsablauf bzw. in den einzelnen Körperhaltungen sehr einfach. Sie schulen die Feinregulierung und fördern den Aspekt der Ruhe.
Werden nun z.B. nach dem Erlernen des Spiels der Tiere die Pfahl-Übungen praktiziert, werden diese oft kraftvoller und lebendiger, und jene gewinnen an Stabilität und Ruhe.

Prof. Jiao Guorui

Prof. Jiao Guorui, ...

... geboren 1923 in Fengrun, Provinz Hebei (China), gest. 1997 in Beijing (China), war Arzt für Traditionelle Chinesische Medizin (TCM), Qigong-Meister, Professor und Mitglied der Expertenkommission an der Akademie für TCM Beijing, Direktor des Instituts für Qigong der Akademie für TCM Beijing, Vizevorsitzender des ALL-China Qigong-Forschungsinstituts für klinische Studien, Berater der Medizinischen Wissenschaftsgesellschaft zur Förderung der TCM, Hongkong, Gastprofessor am japanischen Institut für TCM.
Im Alter von 8 Jahren begann er unter seinem ersten Lehrer Wang Tong Shaolin-Gongfu zu praktizieren, später studierte er nacheinander bei den drei berühmten Qigong-Meistern Hu Yaozhen, Zhou Qianchuan und Wang Xiangzhai.
Jiao Guorui entwickelte das Lehrsystem Qigong Yangsheng auf der Basis eines langjährigen Studiums klassischer Qigong-Schriften, intensiver praktischer Übungen, sowie der Anwendung in der klinischen Praxis.
Mit Unterstützung des chinesischen Gesundheitsministeriums gründete Jiao Guorui das erste wissenschaftliche Institut zur Erforschung der gesundheitsfördernden Übungen des Qigong und förderte den wissenschaftlichen Austausch über Qigong sowohl innerhalb Chinas als auch mit dem Ausland.
Von 1984 bis zu seinem Tod bestand eine enge Verbindung zu Deutschland, wo Prof. Jiao mehrere Jahre lebte und lehrte.

Die Methoden im Detail

15 Ausdrucksformen des Taiji-Qigong

Tradition

Aus den dreizehn Pfahl-Übungen des Daoisten Xu Xuanping (Tangzeit) entwickelte Prof. Jiao Guorui diese Abfolge von 15 fließend miteinander verbundenen Formen. Es handelt sich um eine ausgewogene Bewegungsabfolge, mit der ein guter Einstieg in das Qigong Yangsheng möglich ist. Die vier Grundbewegungsrichtungen kommen klar zum Ausdruck (Öffnen - Schließen - Steigen - Sinken) und die Übungsprinzipien werden deutlich (z.B. "Ruhe und Bewegung gehören zusammen" oder "unten fest, oben leicht").

Übungsformen

Die Übungsform ist empfehlenswert für jedes Lebensalter und lässt sich besonders leicht an unterschiedliche körperliche Voraussetzungen anpassen. Sie kann im Stehen, Gehen, Sitzen und Liegen ausgeübt werden. Charakteristisch ist die Verwendung von Bildern: aus der Natur wie Wolken und Berge, aus dem Tierreich wie Kranich und Drache und aus der Welt der Symbole wie z.B. der Kreis. Diese unterschiedlichen Bilder unterstützen die Vorstellungskraft. Es werden die wichtigsten Bewegungsmuster und Schrittarten geübt, die sich auch in andern Methoden wiederfinden. Auch einzelne Formen aus dem Zyklus fördern bei regelmäßiger Übung das Wohlbefinden und die Bewegungskoordination.

8 Brokat Übungen

Tradition

Die Übungsmethode der 8 Brokate ist seit dem chinesischen Altertum bekannt. Der Name (chinesisch: Baduanjin) leitet sich her von der Wertschätzung des schönen und kostbaren Brokatstoffes.

Übungsformen im Stehen

Man unterscheidet zwei Sequenzen: Die Übungsfolge im Stehen ist klar strukturiert. Das Dehnen und Strecken von Muskeln und Sehnen löst Blockaden in den Leitbahnen und unterstützt das freie Fließen der Lebenskraft Qi. Dabei werden die äußeren Bewegungen harmonisch mit den gleichzeitig ablaufenden inneren Bewegungen verbunden.

Übungsformen im Sitzen

In dieser Übungsfolge finden sich einfache Bewegungsmuster, weiches Dehnen und innerlich und äußerlich angewandte Selbstmassage. Die Aufmerksamkeit wird verstärkt auf das Innere gelenkt.

5 Tiere

Tradition

Das Spiel der 5 Tiere (wuqinxi) geht zurück auf den chinesischen Arzt Hua Tuo (2. Jh. u.Z.).

Übungsformen

In der Ausformung der Tierspiele von Prof. Jiao werden Anmut, Kraft und Ursprünglichkeit von Bär, Kranich, Tiger, Hirsch und Affe lebendig. Charakteristisch ist die Einheit von Gestalt, Gestik und Mimik. Dadurch lassen sich Emotionen und Lebensgefühl auf spielerische Weise ausdrücken.
Durch das "Ausleihen" der Kräfte dieser Tiere werden spezielle Handkräfte geübt, die in der Daoyin-Massage Anwendung finden. Die „5 Tiere“ stellen einen direkten Bezug zu den 5 Funktionskreisen der Traditionellen Chinesischen Medizin her.

Stehen wie ein Pfahl

Tradition

Die Stehen-wie-ein-Pfahl-Übungen (zhanzhuanggong) gehören zu den Übungen-in-Ruhe (jinggong); sie stellen eine grundlegende Übungsmethode dar, die als Kern in allen anderen Methoden wiederzufinden ist.
Prof. Jiao Guorui studierte diese bei seinem Lehrer Wang Xiangzhai und bearbeitete sie im Sinne des Yangsheng (Kultivierung der Lebenskraft), wodurch sie zu einer therapeutisch einsetzbaren Methode wurden.

Übungsformen

Die Vorteile dieser Übungen liegen darin, dass sie leicht auszuführen sind, keine komplexen Bewegungen erlernt werden müssen und dass in relativ kurzer Zeit eine deutliche Stärkung der Konstitution und ein großer Kraftzuwachs erreicht werden kann. Die Schwierigkeiten dieser Übungsmethode liegen darin, dass viele Übenden zunächst den großen Wert des „Einfach nur Stehens“ in bestimmten Körperhaltungen nicht erkennen und nicht die Geduld aufbringen, so lange beständig zu üben, bis sich ihnen die gute Wirksamkeit erschließt.
Die besonderen Anforderungen dieser Methode sind: eine subtile Ausgewogenheit der Körperstruktur, das fein abzustimmende Verhältniss von An- und Entspannung, und die Verbindung von äußerer Ruhe und innerer Bewegung.

6 Laute Methode

Tradition

Lautübungen werden schon in historischen Überlieferungen als Einzelmethoden und als Bestandteil vieler anderer Methoden erwähnt. In frühen Aufzeichnungen wird von Übungen mit unhörbarem Laut berichtet.

Übungsformen

Charakteristisch für die 6-Laute-Methode als Bewegungsübung ist die Koordination von Atmung mit der äußeren Bewegung.
Die zu den Lauten praktizierten Bewegungen sind einfach und man kann sich leicht auf die innere Bewegung konzentrieren. Beim Ausatmen werden die Laute artikuliert, die durch Vibration innere Wirkungen im Sinne der Regulation hervorrufen.

Youfagong

Tradition

Youfagong, die Methode der induzierten Bewegung, stellt eine Methode zur Mobilisierung eigener latenter Energien und Kultivierung der Lebenskraft dar. Der Ursprung dieser Methode reicht weit zurück, sie besitzt eine lange, kontinuierliche Überlieferungstradition und hat sich im Laufe der Geschichte ständig weiterentwickelt.

Übungsformen

Es werden keine festgelegten Formen geübt. Die Schlüsselbegriffe dieser Methode sind:

Fuqi yangsheng fa

Feinheit der Bewegungen und Durchdringungskraft kennzeichnen die Fuqi-Übungen, bei denen Bewegung, Atmung, Sprechen von Lauten und Vorstellungskraft in besonderer Weise verbunden werden. Der "nährende“ Aspekt (fuqi), gefördert durch die Bewegungen von Verdichten und Entfalten, die die 32 Bewegungsmuster durchziehen, bildet die Grundlage.

Tuna / Sitzen in Stille

Ausgewogenheit der Haltung, Entspannung, Eintreten in die Ruhe (rujing) und Sammlung sind die Hauptaspekte dieser Übungsmethoden, die zugleich Grundlage und Bestandteil von Qigong-Übungen überhaupt sind. Schlichtheit und Konzentration auf das Wesentliche kennzeichnen sowohl das Sitzen in Stille wie auch Tuna, bei dem besondere Aufmerksamkeit auf die Grundbewegungen des Öffnens und Schließens gelegt wird.

Emei - Methode

Der Merkvers „Sich dem Himmel nachbilden und die Erde zum Vorbild nehmen“ leitet die Emei-Übungen an. Typisch für diese Methode sind eine Verbindung von Dehnungen mit sich durchschlängelnder Kraft sowie subtile Finger- und Handtechniken.

Taiji Jinggong

Taiji-Jinggong ist eine besondere Methode des Sitzens-in-Stille, bei der der Aspekt der Natürlichkeit, in Verbindung mit der Polariät von yin-yang (taiji), zum Tragen kommt.



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